Auferstehungskirche Heilig Kreuz

Architektur Konzept - zwo+ Architekten

Am 28. Februar 08 entschied die Jury der Pfarrgemeinde St. Barbara den vom Bistum Essen initiierten Architektenwettbewerb für die Ausgestaltung der Hl. Kreuzkirche als Urnenbeisetzungsstätte und Auferstehungskirche. Vorbereitet wurde die Sitzung seitens des Bistums von Herrn Dipl. Ing. Tebruck, Architekt.

Der Jury gehörten an:

  • Herr von Reedt, Diözesanbaumeister Aachen (Grabeskirche St. Josef, Aachen)
  • Herr Dr. Fendrich, Kunstexperte des Bistums Essen
  • Herr Hölsbeck, Kirchenrechtler des Bistums Essen
  • Herr Schuhmacher, Bauausschuss Kirchenvorstand St. Barbara
  • Herr von Schwartzenberg, Pfarrer von St. Barbara
  • und seitens PGR und Pastoralteam der Pfarrei St. Barbara Frau Dörr-Bastuck.

Die Jury wählte vorab Herrn von Reedt als Vorsitzenden. Die Sitzung fand von 10 – 16 Uhr statt im Versammlungsraum des Pfarrheimes. In einer ruhig sachlichen Atmosphäre wurden die drei anonym eingereichten Vorschläge gesichtet und diskutiert. Wenngleich alle drei Vorschläge in ihrer Art hervorragende Arbeiten waren, konnte sich die Jury dennoch mit einstimmigem Konsens auf einen ausbaufähigen kreativen Vorschlag besonderer Art einigen.

Nach der Abstimmung wurden die zugeordneten bis dahin versiegelten Umschläge der Architekturbüros geöffnet. Als Gewinner der Auslobung konnte benachrichtigt werden:

zwei Begriffserläuterungen vorab:

Der Mäander als eine langgestreckte Zierform, hat seinen Namen nach dem heute türkischen Fluss Maiandros. Dieser Fluss windet sich vielfach durch die Landschaft. Als Zierform Mäander wird ein rechtwinklig mehrfach abknickendes endloses Band bezeichnet, das in der frühen griechischen Zeit entwickelt wurde. Vorformen waren bereits in sogenannten vorgeschichtlichen Zeiten bekannt. Es wird gemalt und in plastischer Form vielfach bis heute oft als Fries verwendet.
Paravent = dekorativer Raumteiler

Wettbewerbstext - "Band des Lebens"

Aufgabenstellung und EinleitungDie Aufgabe beinhaltet die Umgestaltung der bisherigen Kirche Heilig Kreuz in Mühlheim an der Ruhr zu einer Kapelle und Urnenbeisetzungsstätte. Wir stellen unser Konzept unter ein Leitmotiv, das wir ‚Band des Lebens’ nennen.Aussenraum und ErschliessungDer bestehende Kirchenraum verfügt über zwei Eingänge, Haupteingang und Nebeneingang, in der Südfassade. Die Funktion der Eingänge, als Haupteingang in die Urnenbeisetzungs­stätte und als Nebeneingang in den der Andacht/Gottesdienste vorbehaltenen Kapellenbe­reich bleibt bestehen. Die Position und Zuwegung der Eingänge sowie die vorhandene, geschwungene Aussen­treppe führen uns zu einer klaren Gliederung der gesamten Freiflächen in kreissegmentför­mige Abschnitte. Diese Abschnitte sind durch Flachstahlbänder im Boden, immergrüne Hecken, lineare Bänke, sowie unterschiedlich gestaltete Oberflächen in Form von Pflasterungen, Kies-, Schotter- und Rasenflächen untereinander differenziert. Solitärbäume ergänzen das Konzept, die beste­henden Bäume bleiben erhalten, 2 Bergahorn-Bäume werden hinzugefügt. Als Ort des Gedenkens können einer oder bei Bedarf mehrere der Abschnitte zur temporären Niederlegung von Kränzen und Blumengebinden genutzt werden.

Konzept Innenraum

Der bestehende Innenraum der Kirche ist durch das hohe, steile Dach über einer Art Mittel­schiff sowie durch deutlich niedrigere, an Seitenschiffe und Apsiden erinnernde Raumgefüge gekennzeichnet. Um die Beziehung der Grundrissform zur Höhenentwicklung des Gebäudes zu verdeutlichen und gleichzeitig die neue Nutzung zu unterstreichen, führen wir optisch Teile der ‚Wände’ des Mittelschiffes in Form von Paravents weiter bis zum Boden. In den Durchgängen sind die Paravents drehbar und können somit bei einem Gottesdienst auch geschlossen werden.

Mit dem ,Band des Lebens’ verbinden wir symbolisch Altar, Taufbecken und die Urnen der Verstorbenen miteinander. Einzelne Bänke sowie ein Stehpult zur Information werden zu­sätzlich in dieses Band integriert.

Während einer Trauer- oder Beisetzungsfeier kann die Urne oder der Sarg des Verstorbenen auf diesem Band vor dem Altar positioniert werden. Um die angestrebte Anzahl von Urnenplätzen zu realisieren, werden in den ersten beiden Bauabschnitten die vorhandenen Wandflächen der westlichen und nördlichen Umfassungs­wände genutzt und mit Mäandern zur Aufnahme der Urnen versehen. In den späteren Bauabschnitten werden weitere Mäander in den Seitenschiffen parallel zu den Paravents und abschliessend auch im Mittelschiff positioniert. In den 3 Kammern der nicht namentlich zugeordneten Urnen werden ebenfalls Mäander auf­gestellt, durch Türen in gleicher Gestaltung wie die Paravents vom Kirchenraum getrennt.

Die vorhandene Orgel auf der Empore bleibt erhalten.
Die vorhandenen, bisher über den gesamten Kirchenraum verteilten Apostelleuchter, werden im Bereich des Altars konzentriert.

Material und Konstruktion

Die Mäander zur Aufnahme der Urnen bestehen aus vorgefertigten, geschliffenen Betonelementen.

Das symbolische Band auf dem Fussboden wird in die bestehende Oberfläche eingeschnitten und besteht ebenfalls aus geschliffenem Beton.

Das Ziegel-Sichtmauerwerk im Hintergrund der Mäander bleibt sichtbar.

Vor den Mäandern werden Tafeln aus Flachstahl positioniert. Wir nennen diese Tafeln: ,Aposteltafeln’. Auf den 12 ‚Aposteltafeln’ werden die Namen der Verstorbenen in einheitli­cher, bronzefarbener Schrift dargestellt.

Die ,Aposteltafeln’ dienen auch zur Aufteilung der Mäander in Segmentbereiche und damit zur leichteren Orientierung und Zuordnung.
Die Paravents und die Türen vor den Gemeinschaftskammern bestehen in ihrer Grundkon­struktion aus Stahlprofilen und Stäben.

Die Symbolik des ‚Bandes’ aufgreifend, werden die Paravents und Türen mit Streifen aus Metallgewebe in bronzener Farbigkeit geflechtartig bekleidet. Diese Bekleidung verstehen wir auch als Schmuckelement, dass die Wertigkeit und feierliche Atmosphäre steigert. Die Para­vents lassen bewusst Durchblicke zu, bieten gleichzeitig eine optische Trennung, ohne als geschlossene Wand zu wirken. Die Türen im Bereich der Gemeinschaftskammern werden rückseitig zusätzlich mit satinier­ten Verglasungen ausgefacht, so dass die Türelemente nur einen diffusen Durchblick zulas­sen.

Urnen

Zur Aufnahme der Urnenkapseln bieten wir Kuben an, deren Grösse je nach Wunsch für die Aufnahme von 1 bis 5 Urnen variieren kann. Standart ist der Einzelkubus mit quadratischer Ansicht. Wir wollen den Kubus gerne als Schrein bezeichnen und können somit nach der Aufnahme mehrerer Urnen auch von einem Familienschrein sprechen.

Jeder Kubus wird nach Aufnahme der Urne mit einer um 12 cm zurückliegenden Platte ver­schlossen. Innerhalb des Schreins vor diesen Platten der einzelnen Urnen ist Platz für die Aufstellung einer Kerze, kleinen Blumen oder ähnlichem um der persönlichen Trauer Aus­druck zu verleihen.

Das Material der Kuben kann aus einer bestimmten, harmonischen Palette von Natursteinen ausgewählt werden, auch einige Harthölzer werden angeboten.

Eine weitere Möglichkeit der Darstellung der individuellen Trauer in Form von z.B. Blumen­träussen ist jeweils
vor den Aposteltafeln gegeben.

Möblierung

Die vorhandenen Kirchenbänke können im Bereich seitlich des Altars weiter genutzt werden. Ergänzt wird die Möblierung durch neue lose Bestuhlung im Mittelschiff sowie durch ein paar integrierte Bänke auf dem ,Band des Lebens’.

Bauabschnitte

Entsprechend dem Bedarf sind 4 Bauabschnitte für die Urnenbeisetzungsstätte vorstellbar.

Die Bauabschnitte 1 und 2 befinden sich entlang der Innenseite der Gebäudeaussenwände, als Bauabschnitte 3 und 4 werden die Mäander im Bereich der Stützen und später im Mittelschiff aufgestellt.

Weitere Räume

Die Räume der ehemaligen Sakristei werden als Räume für die seelsorgerische Arbeit und zu einem Büro für die Verwaltung umgenutzt. Die bestehenden Sanitärräume werden saniert und umgebaut.

Die Räume im Untergeschoss werden insbesondere unter schalltechnischen Aspekten sa­niert. Wir schlagen vor, einen Teil der Decke des Gemeindesaals mit schallschluckenden Materialien zu versehen. Mittelfristig schlagen wir vor, den Gemeindesaal auch anderweitig zu nutzen. Vorstellbar ist, dass sich hier Interessierte über die Arbeit der Steinmetze infor­mieren, denen hier ein Ausstellungsforum gegeben wird.

Beleuchtung

InnenDas Beleuchtungskonzept des Kirchenraumes besteht aus wenigen Elementen, die sich vor­rangig an dem vorhandenen Leitungsnetz orientierten. Herausgehoben wird das Taufbecken mit einer einzelnen Pendelleuchte als zentraler symbo­lischer Ort. Das Mittelschiff wird durch Up-Down-Lights belichtet, weitere punktuelle Beleuchtung erfolgt durch LED-Leuchten im Bodenbereich vor den schmalen Verglasungsstreifen der Fassade, hinter den Paravents und partiell vor dem freien Ziegelsichtmauerwerk. Ergänzt wird das Beleuchtungskonzept durch einzelne Strahler, angeordnet in den vorhan­denen Deckenaussparungen der Apsiden und Seitenschiffe.AussenDie Beleuchtung im Aussenbereich wird durch 5 Poller-Leuchten an den Rändern der Kreis­segment-Flächen und der Aussentreppe sichergestellt.

Stellplätze

Die gewünschte Zahl von min. 15 Stellplätzen wird so auf dem Grundstück nachgewiesen, dass eine Ausparzellierung des südlich gelegenen Grundstückteiles möglich ist. 4 Stellplätze sind vor der Ostseite der Kirche vorrangig für Bedienstete positioniert. Nach den Richtzahlen für den Stellplatzbedarf (NRW) wäre auch eine geringe Anzahl mög­lich, wenngleich nicht wünschenswert.

Kosten

Die Umsetzung des Konzeptes -1. und 2. Bauabschnitt- ist im vorgegebenen Kostenrahmen realisierbar. Berücksichtigt werden dabei Kosten für die Beton- und Rohbauarbeiten der Betonbänder und Mäander (ca. 120.000 Euro), die Herstellung und Montage der Paravents (ca. 40.000 Euro), Beleuchtung und Möblierung (ca. 40.000 Euro), Malerarbeiten der bestehenden Betonoberflächen, sowie die Sanierung der Aussentreppe und Herstellung der Freifläche für den Ort des Gedenkens. Sinnvoll erscheint eine Realisierung aller raumgestalterischen Massnahmen im 1. Bauab­schnitt.